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staupe [2018/02/15 14:28] m2staupe [2020/10/29 14:54] (aktuell) – Externe Bearbeitung 127.0.0.1
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-====== Ursache ======+====== Staupe ======
  
-Canines Staupe Virus (Canine Distemper Virus)+===== Ursache =====
  
 +**Erreger**
 +
 +   * Canines Staupe Virus (Canine Distemper Virus)
   * Morbillivirus (Paramyxoviridae)   * Morbillivirus (Paramyxoviridae)
   * RNA-Virus: sehr sensibel auf Umwelteinflüsse   * RNA-Virus: sehr sensibel auf Umwelteinflüsse
   * eng verwandt zu Masern- und Rinderpestvirus (ausgerottet)   * eng verwandt zu Masern- und Rinderpestvirus (ausgerottet)
  
-====== Epidemiologie ====== +====   Übertragung   ====
- +
-**Empfänglichkeit** +
- +
-  * Hunde, Robben, Füchse, Marderartige (Frettchen, …), Bären, Großkatzen, Dachs +
- +
-**Prädisposition** +
- +
-  * Alter: besonders Welpen von 3-6 Mo (maternale AK nehmen ab – keine Impfung) +
-  * Immunsuppression, keine Impfung, kein Kolostrum +
-  * selten auch geimpfte Hunde +
-  * Importe aus Osteuropa +
- +
-**Übertragung**+
  
   * generell über oronasale Sekrete - Aerosole   * generell über oronasale Sekrete - Aerosole
   * Ausscheidung über jedes Sekret und Exkret möglich   * Ausscheidung über jedes Sekret und Exkret möglich
  
-**Krankheitsverlauf**+====   Krankheitsverlauf   ====
  
   - Infektion: IKZ: 3-7 Tage   - Infektion: IKZ: 3-7 Tage
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       - Chronisch nervöse Form       - Chronisch nervöse Form
  
-====== Symptome ======+===== Epidemiologie ===== 
 + 
 +====   Empfänglichkeit   ==== 
 + 
 +  * Hunde, Robben, Füchse, Marderartige (Frettchen, …), Bären, Großkatzen, Dachs 
 + 
 +====   Prädisposition   ==== 
 + 
 +  * Alter: besonders Welpen von 3-6 Mo (maternale AK nehmen ab – keine Impfung) 
 +  * Immunsuppression, keine Impfung, kein Kolostrum 
 +  * selten auch geimpfte Hunde 
 +  * Importe aus Osteuropa 
 + 
 +===== Symptome =====
  
 **1. Phase: Infektion & Virämie** **1. Phase: Infektion & Virämie**
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       * Rötung, Vesikeln bis Pusteln       * Rötung, Vesikeln bis Pusteln
  
-**3. Phase: neurologische Symptome (ab ca. 20 bis 50 Tage p.i.)**+**neurologische Symptome (ab ca. 20 bis 50 Tage p.i.)**
  
-  * Demyelinisierende Leukoenzephalitis (wie MS) → hpts. Cerebellum betroffen - seltener Cerebrum und RM+  * demyelinisierende Leukoenzephalitis (wie MS) → hpts. Cerebellum betroffen - seltener Cerebrum und RM
   * ZNS-Symptome durch Viruspersistenz   * ZNS-Symptome durch Viruspersistenz
-  * Bei 2/3 der Hunde geht vor ZNS-Symptomen eine GIT-, RT-Symptomatik voraus+  * bei 2/3 der Hunde geht vor ZNS-Symptomen eine GIT-, RT-Symptomatik voraus
   * ZNS-Symptome je nach befallener Region   * ZNS-Symptome je nach befallener Region
       * Großhirn: Anfälle, Bewusstseinsänderungen, fehlender Drohreflex       * Großhirn: Anfälle, Bewusstseinsänderungen, fehlender Drohreflex
Zeile 90: Zeile 93:
       * ZNS-Symptome bei Welpen       * ZNS-Symptome bei Welpen
  
-====== Diagnose =====+===== Diagnose =====
- +
-**Diagnostik abhängig von der Staupe-Form**+
  
   * Blutbild   * Blutbild
Zeile 128: Zeile 129:
         * Spezifität niedrig: falsch positive Ergebnisse durch unspezifischen Lymphozyteneinwanderung in das ZNS         * Spezifität niedrig: falsch positive Ergebnisse durch unspezifischen Lymphozyteneinwanderung in das ZNS
         * keine Unterscheidung zw. Impf- und Feldinfektion         * keine Unterscheidung zw. Impf- und Feldinfektion
 +  * AG-Nachweis: RT-PCR (Goldstandard)
 +      * Sensitivität 100%, Spezifität 92% (im Zweifelsfall in 2 Wochen wiederholen)
 +      * Proben je nach Symptomatik
 +        * Virus in der Akutphase in jedem Sekret und Exkret enthalten
 +        * Durchfall: Rektumschleimhautabstrich, Kot
 +        * Augenausfluss, Rhinitis: Tonsillen-, Konjunktivaltupfer (Zellmaterial muss dabei sein)
 +        * Virämie mit Fieber: Blut (Sensitivität schlechter)
 +        * Auch Urin sehr sensitiv bei experimentell infizierten Hunden
 +        * ZNS-Symptome: Liquor
 +          * bei der rein nervösen Form liegt zu 81% keine Virämie vor - RT-PCR kann meistens trotzdem AG aus dem Blut nachweisen, welche mit Immunhistochemie nicht gefunden werden können
 +      * PCR kann nicht zwischen Impf- und Feldinfektion unterscheiden 2-4 Wochen abwarten
 +
 +===== Therapie =====
 +
 +**symptomatische Therapie**
 +
 +  * Antibiotika gegen sek. bakt. Infekte RT / GIT
 +  * keine Antitussiva
 +  * Infusionen bei bei DF & Erbrechen
 +  * Antikonvulsiva bei Krämpfen
 +  * Glukokortikoide können bei der ZNS-Form und chron. Staupe helfen, sind bei akuter Erkrankung kontraindiziert
 +  * empirisch: Vitamin B-Komplex, A, E & Selen
 +  * spez. Immunglobuline (Stagloban®): Wirksamkeit nicht nachgewiesen
 +
 +**Desinfektion und Quarantäne**
 +
 +  * Virus lebt in Sekreten nur 20 min
 +  * wird durch die meisten Desinfektionsmittel deaktiviert
 +  * Isolation von Hd mit GIT- und RT-Symptomen
 +  * Bei reiner ZNS-Symptomatik i. d. R. keine Ausscheidung
 +
 +**Prognose**
 +
 +  * Mortalitätsrate ca. 50% - nach Parvovirose die Infektionskrankheit mit der höchsten Mortalitätsrate
 +  * ältere immunkompetente, überlebende Tiere haben eine bessere Prognose, können jedoch lebenslang persistent infiziert sein (Uvea, ZNS, lymphoide Organe und Ballen
 +  * nervösen Symptomen sind i.d.R. akut-progressiv und meist letal
 +
 +===== Prophylaxe =====
 +
 +**Impfung**
 +
 +  * Impfung führt zu einer langandauernden Immunität, welche das Stauperisiko auf fast 0 reduziert
 +  * Durchimpfungsrate soll hoch sein (Herdenimmunität)
 +  * Impfschema mit attenuierte Lebendvakzine
 +      * ab 8 Wo
 +      * nach 3-4 Wo
 +      * nach 1 Jahr BoosterungA
 +      * Auffrischungen alle 3 Jahre
 +  * Impferkrankungen sehr selten
 +      * bei Parvoviroseverdacht nicht gegen Staupe impfen (Staupeencephalitis)
 +      * meist trotzdem Feldinfektion vor Impfschutz oder bei unzureichender Grundimmunisierung
 +  * Impfdurchbruch möglich bei Immunsuppresion, Infekt vor Impfung, unzureichender Impfung & antigenetische Varianz des Virus
 +  * Titer
 +      * < 1:20  ungeschützt
 +      * 1:20 – 1: 100  unzureichend geschützt
 +      * > 1: 100  geschützt
 +  * bei hohem Infektionsrisiko können um die maternale Blockade der Impfung zu umgehen auch Masernvakzine eingesetzt werden, welche zu einer heterologen Immunantwort führen
 +
 +===== Quellen =====
  
-Taylor2006; Jaggy2005; Lazzerini2014; Martella et al.2008; Suter et al.2012DIAGNOSE PCR \\ • AG-Nachweis  RT-PCR (Goldstandard\\ • Sensitivität 100%Spezifität 92% (im Zweifelsfall in 2 Wo wiederholen\\ • Proben je nach Symptomatik \\ • Virus in der Akutphase in jedem Sekret und Exkret enthalten \\ • Durchfall: RektumschleimhautabstrichKot \\ • Augenausfluss, RhinitisTonsillen-, Konjunktivaltupfer \\ • Zellmaterial muss dabei sein \\ • Virämie mit FieberBlut (Sensitivität schlechter\\ • Auch Urin sehr sensitiv bei experimentell infizierten Hunden \\ • ZNS-SymptomeLiquor \\ • bei der rein nervösen Form liegt zu 81% keine Virämie vor  RT-PCR kann \\ meistens trotzdem AG aus dem Blut nachweisenwelche mit \\ Immunhistochemie nicht gefunden werden können \\ • Impfung \\ • PCR kann nicht zwischen Impf- und Feldinfektion unterscheiden \\ • 2-4 Wochen abwarten+  * Taylor SM (2006): Neuromuskuläre Erkrankungen. In: Innere Medizin der KleintiereHrsg Nelson RW & Couto CG, Elsevier, München: 1021-1150 
 +  * Elia G, Decaro N, Martella VCirone FLucente MS, Lorusso E, Di Trani L, Buonavoglia C.J (2006) Detection of canine distemper virus in dogs by real-time RT-PCR. Virol Methods. 136:171-176 
 +  * Jaggy A (2005): Atlas und Lehrbuch der Kleintierneurologie. SchlüterscheHannover. 
 +  * Sehata G, Sato H, Ito T, Imaizumi Y, Noro T, Oishi (2015) Use of quantitative real-time RT-PCR to investigate the correlation between viremia and viral shedding of canine distemper virus, and infection outcomes in experimentally infected dogs. E,J Vet Med Sci. 77851-
 +  * Hartmann K (2010)Rule-Outs für die Kleintiermedizin – Problemorientierte Aufarbeitung von internistischen Befunden. Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hannover. 
 +  * Lazzerini K (2014): Untersuchung von Hunden mit Meningitis und Meningoenzephalitis unbekannter Genese auf Vektor-übertragene Mikroorganismen. Dissertation, Freie Universität Berlin 
 +  * Moritz A, Baumgärtner W, Frisk AL, König M (2003)Sensitivität und Spezifität der CDV-RT-PCR zur Diagnose der kaninen Staupe. Tierärztl Prax 31: 60-66. 
 +  * Beinecke APuff C, Seehusen F, Baumgärtner W (2009): Pathogenesis and immunopathology of systemic and nervous canine distemper. Veterinary Immunology and Immunopathology 127: 1-18. 
 +  * Idexx (2010): Diagnostic update: Infektiöse Atemwegserkrankungen beim Hund – Das canine Staupevirus und andere Erreger. [[http://www.idexx.eu|www.idexx.eu]], Download am 14.06.2017. 
 +  * Idexx (2007): Diagnostic update: PCR bei IDEXX VetMedLabor. [[http://www.idexx.eu|www.idexx.eu]], Download am 14.06.2017. 
 +  * Kubo T, Kagawa Y, Taniyama H, Hasegawa A (2007): Distribution of inclusion bodies in tissues from 100 dogs infected with canine distemper virus. J Vet Med Sci 69(5): 527-529. 
 +  * Martella V, Elia G, Buonavoglia C (2008): Canine Distemper Virus. Vet Clin Small Anim 38: 787-797. 
 +  * Suter PF, Kohn B, Schwarz G (2012): Praktikum der Hundeklinik, 11. Auflage, Enke, Stuttgart.
  
  
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