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gerinnung

Blutgerinnung

Physiologie

  1. Vasokonstriktion
  2. Bildung Thrombozytenaggregat (primäre Hämostase)
    1. Gefäßverletzung → Thrombozyten lagern sich an freiliegende Kollagenfasern → Thrombozytenaggregat (von-Willebrand-Faktor vermittelt) → labiler Verschluss der Läsion
  3. Gerinnungskaskade (sekundäre Hämostase)
    1. Gewebethromboblastin (Gewebsverletzung) → Einleitung extrinsisches System
      1. Extrinsisches System ist die schnellablaufende Gerinnung die bei Gewebsverletzungen durch Gewebsthromboblastin aktiviert wird. Prüfung durch Thromboblastinzeit (Faktoren II, V, VII, X, Fibrinogen).
    2. Blutkontakt mit subendothelialen Kollagen → Einleitung intrinsisches System
      1. Intrinsisches System ist die langsam ablaufende Gerinnungskaskade die bei Endothelläsion mit der Kontakaktivierung der Faktoren XII und XI beginnt. Das intrinsische System verstärkt die Gerinnungskaskade.
    3. die gemeinsame Endstrecke der Gerinnungskaskade führt zur Bildung eines stabilen Thrombozyten-Fibrin-Thrombus
  4. Inhibitation der Koagulation
    1. Antithrombin → Inaktiviert Thrombin
  5. Fibrinolyse
    1. Plasmin spaltet Fibrin → Reparaturgewebe ersetzt Thrombus

blut_-_gerinnung_intrinisch_und_extrinsisch_idexx_2008_.jpg

Ursachen

  • primäre Gerinnungsstörungen
    • Thrombozytopenie: häufigste Ursache für Koagulopathien
    • Thrombozytopathie: DIC, Paraproteinämie (multiples Myelom, lymphatische Leukose), Cholestasen, PSS, Urämie, Medis
    • Vasopathie (selten)
  • sekundäre Gerinnungsstörungen
    • angeboren (werden geschlechtschromosomal vererbt → Auftreten nur bei Rüden)
      • Hämophilie A (Mangel Faktor VII)
        • DSH
      • Hämophilie B (Mangel Faktor IX)
        • Rhodesian Ridgeback, Labrador, …
      • von-Willebrand-Erkrankung
        • Dobermann
        • Aufgabe: wird im Gefäßendothel synthetisiert → vermittelt die Adhäsion v. Thrombos an Kollagen bei Gefäßschäden
    • erworben
      • Vitamin-K-Mangel: Aktivierung der Faktoren II, VII, IX, X
        • meist Cumarin-Intoxikation
        • schwere Darmentzündung
        • komplette Gallengangsobstruktion
        • chronische AB-Therapie
        • Pankreatitis
      • Lebererkrankungen
        • verminderte Bildung an Blutgerinnungs-Faktoren, -Inhibitoren
        • Vit. K Mangel bei vollständiger Gallengangsobstruktion
        • meist keine Spontanblutungen, aber schwer Blutungen nach OP, Biopsie, GI-Ulkus
      • Neoplasie
        • paraneoplastische Koagulopathie
          • vaskuläre, thrombozytäre und plasmatische Gerinnungsstörungen - am häufigsten DIC (Thromboseneigung wie beim Menschen ist selten)
        • LSA, Leukämie, HAS
  • kombinierte Störungen der primären und sekundären Hämosthase
    • DIC (Verbrauchskoagulopathie)
      1. erst entsteht eine Thrombose
      2. Verbrauch Gerinnungsfaktoren, Thrombos
      3. unkontrollierte Fibrinolyse
      4. massive Blutungen mit Hypoxie
      5. Organversagen

blut_-_angeborene_koagulopathien_idexx_2008_.jpg

Symptome

  • Spontanblutungen
  • Epistaxis bei primären und sekundären Störungen möglich
  • Störung der sekundären Gerinnung
    • Hämatome, Hämothorax, Hämoperitoneum, schwere Blutungen
    • Blutung nach Venenpunktion verzögert
  • Störungen der primären Hämostase
    • Petechien, Ekchymosen, Purpura
    • es überwiegen Oberflächenblutungen: Zahnfleisch, GIT, Sklera, Retina
    • Hämtome selten
    • Blutung nach Venenpunktion sofort
  • sehr schwere Blutungen nach Trauma
  • Verdacht auf DIC (Neoplasie, IMHA, Infekt, Schock, MDV, Pankreatitis, Trauma)

Diagnose

  • Nationale & Anamnese
    • Rattengiftaufnahme
    • Rasse und familiäres Auftreten
    • Gerinnungsprobleme schon bekannt
    • Impfung, Medis
    • Zeckenbefall / Auslandsaufenthalt: Ehrlichien, Anaplasmen, Babesien, Leishmanien, …
  • Gerinnungstests
    • Venen nur vorsichtig stauen um kein Gewebsthromboblastin freizusetzen
    • Thromboelastographie
      • um Problemstelle der Blutgerinnung festzustellen
      • Probe: Citrat Vollblut 2 ml, frisch (innerhalb von 24 Std.)
    • primäre Hämosthase
      • Thrombozyten
        • in der 1000x-Vergrößerung sollten beim Hd 12-15 und bei der Ktz 10-12 Thrombozyten im Blickfeld sind à 1 Thrombozyt steht für ca. 15000 Thrombozyten/µl
        • Spontanblutungen ab 40000/µl möglich
      • Schleimhautblutungszeit
        • Durchführung: Oberlippe mit Mullbinde nach oben fixiert à oberflächliche kapilläre Blutung an der Schleimhaut gesetzt à alle 10 Sekunden mit Tupfer abtupfen ohne die Schnittstelle zu berühren à Zeit bis Stillstand der Blutung messen
        • Interpretation
          • normal: Hd <4 Minuten, Ktz <2 Minuten
          • spiegelt die primäre Hämosthase wieder (von Thrombozyten und deren Funktion und vWF abhängig)
      • von-Willebrand-Krankheit
        • vWF-Antigen-Konzentration
          • Referenzbereich 50-180%
          • < 50% krank
          • 50-70% fraglich
          • > 70% gesund
        • bei einigen Rassen auch PCR (Lokalisation genetischer Defekt bekannt)
        • Probenversand: gekühltes Citrat Plasma 1 ml
    • sekundäre Hämosthase
      • PT (Quick-Test, Thromboplastinzeit)
        • Störungen extrinsisches System und gemeinsame Endstrecken
        • Ursachen
          • Faktor-VII-Mangel (Proconvertin)
            • stark von Vit. K abhängig
            • Rattengiftvergiftung (PT steigt zuerst)
          • Verbrauch
            • DIC
          • Bildung reduziert
            • Leberinsuffizienz
          • Resorption reduziert
            • Fettverdauung vermindert
            • Synthese durch Darmbakterien vermidert bei Dysbakteriose
      • aPTT (aktivierte partielle Thromboblastinzeit)
        • Störungen intrinsisches System durch Mangel an Gerinnungsfaktoren und gemeinsame Endstrecke
        • Ursachen
          • Verbrauch erhöht
            • DIC
          • Bildung reduziert
            • angeboren
              • Hämophilie A (Faktor VII)
              • Hämophilie B (Faktor IX)
            • erworben
              • Leberinsuffizienz
          • Medis & Toxine
            • Heparingaben
            • Kumarinintoxikation
      • Verbrauchskoagulopathie
        • Thrombos ↓,
        • aP verlängert
        • TP ↓
        • wenn Gluc ↓
        • Tod
      • Thrombinzeit (Fibrinogen-Konzentration)
        • Ursachen
          • Fibrinbildungsstörungen
          • schwere Hepathopathie
          • DIC
          • Heparin
      • Gerinnungsfaktoren
        • z.B. bei einer selektiv verlängerten aPTTT ist die Bestimmung der einzelnen Gerinnungsfaktoren sinnvoll

blut_-_interpretation_gerinnungstests_idexx_2008_.jpg

Therapie

  • ursächliche Therapie
  • Bluttransfusion
  • Plasmatransfusion: 15 ml/kg

​​​​​Quellen

  • Idexx(2008): Hämostasediagnostik. Diagnostic Update, Januar 08
gerinnung.txt · Zuletzt geändert: 2020/10/29 14:54 von 127.0.0.1